
UNIFIL - United Nations Interim Force in Lebanon
Der UNIFIL - Einsatz der Deutschen Marine
UNIFIL steht für United Nations Interim Force in Lebanon.
Was ist das eigentlich für ein Einsatz?
Nach der Vertreibung der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) 1970 aus Jordanien, setzte diese sich im südlichen Libanon fest. Hunderttausende von Palästinensern zogen in das Gebiet und sorgten so für ein Ungleichgewicht, welches mit zum libanesischen Bürgerkrieg führte, der von 1975 bis 1990 wütete. Gleichzeitig griff die PLO von diesem Gebiet aus immer wieder Israel an.
Am 11. März 1978 landete ein elfköpfiges Kommando der Fatah an einem Strand nördlich von Tel Aviv, entführte einen Linienbus, fuhr mit diesem Richtung Tel Aviv und eröffnete das Feuer. Bei dem anschließenden Gefecht mit israelischen Truppen wurden alle Attentäter und 36 Israelis getötet. Weiterhin gab es über 70 Verletzte.
Als Reaktion auf diesen als "Küstenstrassenmassaker" bekannt gewordenen Überfall marschierte die israelische Armee drei Tage später in den Süden des Libanon ein. 25.000 Soldaten besetzten im Rahmen der Operation Litani einen schmalen Landstreifen zwischen der israelischen Grenze und dem Fluß Litani im Süden des Libanon. Dabei wurden an die 2000 Palästinenser vertrieben und rund 280.000 vertrieben.
Die libanesische Regierung wandte sich mit einem Hilfeersuchen an die Vereinten Nationen. Mit dessen Resolutionen 425 und 426 wurde die Einstellung der Kampfhandlungen und der Abzug der israelischen Truppen gefordert und gleichzeitig der Einsatz der UNIFIL beschlossen.
Zwar zog Israel tatsächlich seine Truppen ab. Jedoch übernahm die südlibanesische Armee (SLA) ihre Interessen und lieferte sich in der Folgezeit mehrfach Gefechte mit der PLO. Auch gab es immer wieder Artilleriegefechte über die Grenze mit Israel. 1982 marschierte die israelische Armee (IDF) erneut in den Libanon ein, wobei die UN-Truppen einfach überrollt wurden, und vertrieb die PLO. Schon 1983 jedoch bildete sich eine schiitische Miliz - die Hisbollah. 1985 zog sich die IDF bis auf einen Sicherheitsstreifen aus dem Libanon zurück. Führte aber zusammen mit der SLA weiterhin Gefechte mit der Hisbollah. Ab 1993 marschierte die IDF mehrfach in den Libanon ein, wobei es immer wieder auch zu Übergriffen auf die UN-Truppen kam.
Nach einem Überfall der Hisbollah auf eine israelische Grenzpatrouille am 12. Juni 2006, in deren Verlauf zwei Soldaten entführt und acht weitere getötet wurden, exkaliert die Situation erneut. Die IDF greift massiv an und marschiert erneut bis zum Litani-Fluss. Am 25. Juli wird sogar ein UN-Beobachtungsbunker beschossen, wobei vier UN-Soldaten ums Leben kommen. Vier von bis dahin insgesamt 258.
Am 11. August verabschiedet der UN-Sicherheitsrat die Resolution 1701. Damit hat der Einsatz der UNIFIL erstmals ein "robustes Mandat" nach Artikel VII der Charta der Vereinten Nationen. Die bisherige "Beobachtermission" von 2000 Soldaten wird auf 15.000 aufgestockt, die nunmehr den Auftrag haben den Waffennachschub an die Hisbollah zu unterbinden und diesen Auftrag auch mit Waffengewalt durchsetzen dürfen. Allerdings schließt das nicht die Entwaffnung der Hisbollah ein, was dazu führt das Israel wenig Vertrauen in den UN-Einsatz hat.
Am 13. September beschließt die Bundesregierung eine Kabinettsvorlage. Die Bundeswehr soll bis 2400 Soldaten zur Führung einer maritimen Operation entsenden können, um die Seewege vor dem Libanon zu überprüfen und den Waffenschmuggel zu unterbinden. Weitere Aufgaben sind Beteiligung am Lufttransport, humanitäre und technische Hilfe, Ausbildung und Beratung libanesischer Sicherheitskräfte. Am 20. September stimmt der Deutsche Bundestag zu und schon einen Tag später macht sich der Deutsche Flottenverband auf den Weg.
Am 04. Oktober erreichen die Fregatten Mecklenburg Vorpommern und Karlsruhe, die Schnellboote Dachs, Hyäne, Nerz und Ozelot, der Einsatzgruppenversorger Frankfurt und der Tender Elbe die Einsatzbasis Limassol auf Zypern. Am 15. Oktober wird dem deutschen Flottillenadmiral Andreas Krause im Hafen von Beirut das Kommando über die multinationale Maritime Task Force übertragen. Seit dem 16. Oktober befindet sich der Einsatzverband im Einsatzgebiet vor der 225 km langen libanesischen Küste.
Zusammen mit einem bulgarischen, zwei dänischen, einem griechischen, fünf norwegischen, einem schwedischen und einem türkischen Schiff überwachen die acht deutschen Schiffe vier Zonen entlang der libanesischen Küste. Zone 1 umfasst einen Streifen von 12 - 50 sm tiefe entlang der kompletten Küste. Zone 2 die Zwölf-Meilen-Zone vom Litani-Fluss nach Süden bis zur israelischen Grenze, Zone 3 das Gebiet zwischen 6 und 12 sm vom Litani-Fluss nach Norden bis zur syrischen Grenzen und Zone 4 schließlich die Sechs-Meilen-Zone an der Küste von Syrien bis zum Litani.
In den Zonen 2, 3 und 4 sind Einsätze der Marine Task Force nur auf Weisung des Libanon oder bei der Verfolgung von Schiffen erlaubt. Allerdings bestehen Vereinbarungen, dass die UNIFIL-Flotte bis auf weiteres auch hier den Schiffsverkehr überwachen darf. Außerdem befindet sich ein libanesischer Verbindungsoffizier an Bord des Flaggschiffes. So genannte Boarding-Teams können an Bord von verdächtigen Schiffen verbracht werden und diese durchsuchen. Kritisiert wird jedoch, dass die MTF Schiffe im Verdachtsfall nur umleiten darf, jedoch die Waffen nicht beschlagnahmen kann.
Froh über den Einsatz der MTF dürfte auch die Besatzung der Silina sein. Der Containerfrachter meldete am 23. Oktober ein Feuer im Maschinenraum. Die griechische Fregatte Salamis wurde zur Hilfeleistung entsandt, während vom Einsatzgruppenversorger Frankfurt ein Sea King Hubschrauber startete. Er barg alle 12 Besatzungsmitglieder der Silina und brachte sie an Bord der Frankfurt, wo zwei Seeleute mit starken Verbrennungen im MERZ-Rettungszentrum intensivmedizinisch versorgt wurden.
Aber nicht immer läuft der Einsatz der UNIFIL und der MTF so friedlich ab. Am 28. September stoppten französische UNIFIL-Soldaten israelische Truppen vor dem libanesischen Dorf Marwahin. Anfang Oktober wurden Berichten zufolge ein spanischer Minenräumtrupp von der Hisbollah an der Weiterfahrt gehindert. Am 16. Oktober feuerten mehrere israelische F-16 über dem deutschen Flottendienstboot Alster zwei Schüsse in die Luft und Täuschkörper ab. Außerdem steuerten israelische Kampfflugzeuge einen Hubschrauber an, mit dem Flottillenadmiral Krause auf dem Weg zum UN-Hauptquartier war. Diesbezüglich scheint es ein scharfes Telefonat zwischen dem deutschen und dem israelischen Verteidigungsminister gegeben zu haben. In der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober kamen israelische Kampfflugzeuge erneut einem Hubschrauber gefährlich nahe. Am 31. Oktober flogen israelische F-15 gezielte Scheinangriffe im Sturzflug auf französische UNIFIL-Stellungen. Hintergrund der Provokationen ist die Forderung Israels auf Rückkehr der israelischen Soldaten und Entwaffnung der Hisbollah. Seit 23. November hat das französche Kontingent nun seine Luftabwehr in Stellung gebracht und Erlaubnis auf israelische Maschinen zu feuern, wenn sie sich bedroht fühlen.
Quellenangaben:
Reservistenverband - Zeitschrift "Loyal"
Website der Bundeswehr
Wikipedia
Vereinte Nationen
Stand: Mai 2007